Meilerwochen vom 15.07. bis 06.08.2022
Von altem Handwerk und rußigen Gesellen

Zu den Kohlenmeilerwochen sind Einheimische und Gäste eingeladen, das alte Handwerk der Köhlerei, das früher fester Bestandteil der Waldnutzung war, hautnah kennenzulernen. 1996 erstmals aufgebaut, hat sich der Kohlenmeiler im Böhmerwald zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Der Zuspruch ist ungebrochen. Ab Anfang Juli laufen jährlich die Vorbereitungen auf Hochtouren.

Etwa ein Dutzend Auszubildende zum Forstwirt aus dem Privat-, Kommunal- und Staatswald aus ganz Bayern beginnen damit, den Meilerkegel aufzubauen. Nach der Einweisung durch die zuständigen Förster macht sich ein Teil der Gruppe daran, im Staatswald Reisig zu schneiden. Die anderen errichten mit den vorbereiteten schweren Buchenscheitern den typischen Kohlenmeilerkegel. Insgesamt wurden dafür knapp 25 Ster Holz benötigt. Dann muss noch Kleinholz zum Nachfüllen des Quandelschachts gemacht werden.

Team KohlenmeilerZoombild vorhanden

Foto: Chamer Zeitung

Und noch einmal sind die angehenden Forstwirte gefordert. Der Kegel wird mit Reisig zu- und mit der schwarzen Lösche abgedeckt. Zuletzt wird rund um den Meiler noch ein Birkengerüst errichtet; das soll bei Starkregen ein Abrutschen verhindern. Die jungen Männer machen derzeit ihre Berufsschulausbildung im Block am Beruflichen Schulzentrum Oskar-von-Miller in Neunburg vorm Wald. Begleitet werden sie bei ihren Einsätzen am Kohlenmeiler stets von einem Fachlehrer und einem Lehrmeister. Der Volkstumsverein, einer der insgesamt fünf Mitveranstalter in der Arbeitsgemeinschaft Kohlenmeiler, spendiert den Helfern als kleines Dankeschön für ihre tatkräftige Unterstützung eine Brotzeit und Getränke.
Neben dem Volkstumsverein gehören auch die Bayerischen Staatsforsten, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Cham, die Stadt Waldmünchen, der Naturparkverein Oberer Bayerischer Wald und das Berufliche Schulzentrum Oskar-von-Miller, Schwandorf zu den Veranstaltern.

Anzünden des Meilers

Nach Ende der Vorarbeiten erfolgt das festliche Anzünden des Kohlenmeilers.
Kohlenmeiler Aufbau Zoombild vorhanden

Foto: Chamer Zeitung

Danach muss der Meiler drei Wochen schwelen, bevor er abgeräumt und die Kohle geerntet wird. Für den Meiler maßgeblich verantwortlich sind die Mitarbeiter des Naturpark Oberer Bayer. Wald und ehrenamtliche Helfer aus dem Freundeskreis des Volkstumsvereines Waldmünchen. Den Dienst beim großen Meiler bestreiten Hans Faltenbacher sowie Josef Spachtholz und beim Kinderkohlenmeiler Bernd Schmid.

Veranstaltungsübersicht 2022

  • Freitag, 15.07.2022, 17 Uhr Festliches Anzünden des Kohlenmeilers
  • Mittwoch, 20.07.2022, 19 Uhr Romantischer Feierabend
  • Freitag, 22.07.2022, 17 Uhr Jägerstammtisch am Kohlenmeiler
  • Mittwoch, 27.07.2022 19 Uhr Romantischer Feierabend
  • Samstag, 30.07.2022, 10 Uhr Aufbau des Kinder-Kohlenmeilers
  • Mittwoch, 03.08.2022, 19 Uhr Romantischer Feierabend
  • Samstag, 06.08.2022 14 Uhr Abräumen des Kinder-Kohlenmeilers und Abschluss der Meilerwochen
Der Meilerplatz befindet sich im Böhmerwald, genau an einer Stelle, wo bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls schon regelmäßig Kohlenmeiler betrieben wurden.

Der Veranstaltungsort ist zu Fuß in 20 Minuten zu erreichen von den Parkplätzen bei Perlhütte und am Keilbügerl. Von dort sind die Wege zum Kohlenmeiler ausgeschildert.

Rückblick

Bilder der Chamer Zeitung und des BSZ - Berufliches Schulzentrum Oskar-von-Miller, Neunburg vorm Wald

Männer bauen einen Meiler

Aufbau Meiler (© Chamer Zeitung)

Zwei Männer beim Holzsägen und Aufschichten

Gemeinsame Arbeit (© Chamer Zeitung)

Aufbau Meiler - Bild 2

Die Holzscheite um den "Quandelschacht" sind aufgerichtet (© BSZ)

Aufbau Meiler - Bild 3

Frisches Fichtenreisig wird aufgelegt (© BSZ)

Aufbau Meiler - Bild 4

Luftdichte Abdeckung mit Erdreich (© BSZ)

Aufbau Meiler - Bild 5

Der Kohlenmeiler kann angezündet werden (© BSZ)

Mehr zu den Kohlenmeilerwochen

Waldnutzungsart aus längst vergangener Zeit hautnah erleben

Holzkohle war der wichtigste Energieträger der mittelalterlichen Montanindustrie in der Oberpfalz. Unzählige Hüttenwerke und Eisenhämmer verbrauchten Unmengen davon. Dieser erste industrielle Aufschwung führte zu einem massiven Raubbau in den Wäldern der Region. Die urspünglich weit verbreiteten Laubbäume wurden zugunsten der schnell wachsenden Nadelhölzer zurückgedrängt. Um an die Bedeutung der Holzkohlegewinnung und die Tradition der Köhlerei zu erinnern, regte der örtliche Revierleiter Jürgen Köbler vor mittlerweile 26 Jahren an, jährlich im Raum Waldmünchen einen Kohlenmeiler aufzurichten und abzubrennen.

Neben der Bewahrung der traditionellen Waldnutzungsform sah Köbler die Veranstaltung von Anfang an als eine hervorragende waldpädagogische Plattform, um den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern des Kohlenmeilers die Leistungen der heutigen Forstwirtschaft vor Augen zu führen und über die Belange der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer zu informieren. Ihnen ist es in den zurückliegenden Jahrzehnten gelungen, die ehemals verarmten Nadelholzreinbestände wieder in artenreiche Mischwälder umzubauen.

Der über Wochen hinweg rauchende Kohlenmeiler ist stets ein Besuchermagnet, der Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung anzieht und eine besondere Waldstimmung vermittelt.

Den Rohstoff - rund 25 Raummeter Buchenholz - stellt jeweils der Forstbetrieb Roding der Bayerischen Staatsforsten zur Verfügung. Das akkurate Aufschichten des Meilers und die schweißtreibende Ernte der Holzkohle bewerkstelligen im Rahmen von Praxistagen die Forstwirt-Azubis des Beruflichen Schulzentrums "Oskar-von-Miller", Neunburg vorm Wald. Sie kommen aus ganz Bayern und aus allen Waldbesitzarten und absolvieren in Neunburg ihre Berufsschulzeit.

Der Naturpark Oberer Bayerischer Wald und die Stadt Waldmünchen übernehmen die intensive Werbung für die Veranstaltung über das engere Umfeld hinaus und und stellen Personal und Gerätschaften zur Verfügung.

Der eigentliche Pate der Aktion ist der örtliche Volkstumsverein. Er versorgt die Besucherinnen und Besucher auch mit Erfrischungen und kleinen Brotzeiten und kümmert sich um den musikalischen Rahmen an den Veranstaltungstagen.

Revierleiter Jürgen Köbler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Cham schließlich steht im Zentrum des gesamten Netzwerkes und hält die vielen unterschiedlichen Fäden zusammen.

Das Köhlerhandwerk wurde 2014 in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission aufgenommen.